November 28, 2024

Liberalismus und die sechs Volkskrankheiten

Wieso läuft es so schlecht in der heutigen Zeit?
Eine medizinische Klassifikation der psychologischen Konzepte wie Narzissmus, Soziopathie, Psychopathie, Normopathie, Konformismus und kognitive Dissonanz und deren Wechselwirkung in unserem gesellschaftlichen Gefüge wird selten öffentlich debattiert, obwohl dies mMn. dringend notwendig wäre.
Dies soll eine metaphorische Betrachtung der sogenannten Volkskrankheiten, innerhalb des vorherrschenden liberalen politischen Systems und ihrer wechselseitigen Auswirkungen auf unsere Gesellschaft, sein.

Hier eine kurze Erklärung zu den Begriffen:

Narzissmus:
Gekennzeichnet durch übermäßiges Selbstbewusstsein, Bedürfnis nach Bewunderung und fehlende Empathie.
Narzisstisches Verhalten kann sowohl individuell (z. B. in Beziehungen) als auch gesellschaftlich (Selbstoptimierungswahn) beobachtet werden.

Soziopathie:
Bezieht sich auf antisoziale Persönlichkeitsstörungen mit impulsivem Verhalten, Missachtung sozialer Normen und mangelndem Verantwortungsbewusstsein.
Soziopathie zeigt sich häufig in destruktiven Verhaltensmustern gegenüber Gemeinschaften.

Psychopathie:
Eine extreme Form der antisozialen Persönlichkeitsstörung mit manipulativen, emotionslosen und oft rücksichtslosen Verhaltensweisen.
Psychopathie wird oft mit Machtmissbrauch in Verbindung gebracht, z. B. in Führungspositionen.

Normopathie:
Ein Verhalten, das sich zwanghaft an gesellschaftlichen Normen orientiert, auch wenn diese irrational oder unmoralisch sind.
Normopathen sind meist nicht in der Lage, abweichendes Denken oder Verhalten zu akzeptieren.

Konformismus:
Beschreibt die Anpassung an gesellschaftliche oder gruppenspezifische Standards, oft aus Angst vor sozialer Ablehnung.
Konformismus kann gesellschaftlichen Fortschritt hemmen, da neue Ideen oder Kritik unterdrückt werden.

Kognitive Dissonanz:
Ein Zustand innerer Spannungen, wenn widersprüchliche Überzeugungen oder Handlungen vorliegen.
Menschen neigen dazu, Dissonanz zu reduzieren, oft durch Selbsttäuschung oder Rationalisierung.

Narzissmus, Soziopathie und Psychopathie in Politik und Wirtschaft
Es ist allgemein bereits anerkannt, dass sich besonders durchsetzungsfähige und egoistische Menschen in die Führungsebenen von Politik und Wirtschaft hinaufkämpfen (Forschungsarbeit zur Dunklen Triade (Narzissmus, Machiavellismus und Psychopathie) aus der Persönlichkeitspsychologie von Delroy L. Paulhus und Kevin M. Williams im Jahr 2002).

Ähnlich wie im Unternehmensumfeld setzen sich in der Politik die empathielosen, gewissenlosen bzw. skrupellosesten durch. Geht es um Machtpositionen, stehen sich oft unvereinbare Ansichten und Ideologien diametral gegenüber. Menschen, die ein aufrichtiges Interesse haben, das Richtige tun zu wollen, sehen sich schädlichen Verhaltensmustern ausgesetzt und halten dies in der Regel selten länger aus. Das sogenannte Sitzfleisch setzt sich durch.

Die Dynamiken, die sich aus den oben genannten psychologischen Konzepten ergeben, formen unsere gesellschaftliche Struktur und beeinflussen die Machtverhältnisse in Politik, Wirtschaft sowie im Alltag der Bürger und Angestellten.

Daraus ergeben sich folgende Probleme:

  • Machtstreben und Selbstinszenierung: Narzisstische Persönlichkeiten finden in Macht- bzw. Führungspositionen oft ein Ventil für ihre Bedürfnisse nach Bewunderung und Kontrolle.
    Sie prägen Organisationen und Staaten mit ihrem Fokus auf Eigeninteresse und Status.
  • Rücksichtslosigkeit und Manipulation: Soziopathen und Psychopathen nutzen Machtstrukturen aus, um ihre Ziele zu erreichen, oft auf Kosten anderer. Ihre Fähigkeit, Emotionen zu manipulieren und Normen zu missachten, macht sie in hierarchischen Systemen oft effektiv, aber auch gefährlich.
  • Kurzfristiges Denken: Diese Persönlichkeiten bevorzugen kurzfristigen Erfolg oder persönlichen Gewinn gegenüber langfristigem Gemeinwohl.

Die sozialen Folgen für die Gesellschaft:

  • Ungleichheit: Diese Persönlichkeiten verstärken Machtgefälle, da sie oft bereit sind, soziale und ethische Standards zu ignorieren.
  • Instabilität: Politische und wirtschaftliche Systeme, die von Narzissmus, Soziopathie oder Psychopathie geprägt sind, neigen zu Skandalen, Korruption und sozialer Fragmentierung.
  • Kultur des Wettbewerbs: Ihre Dominanz fördert eine Kultur, in der Eigeninteresse über Kooperation steht.

Normopathie, Konformismus und kognitive Dissonanz unter Bürgern und Angestellten


Die äquivalente Dynamik:

  • Soziale Anpassung: Normopathische Menschen halten an gesellschaftlichen oder organisatorischen Regeln fest, auch wenn diese irrational oder schädlich sind. Sie scheuen Veränderungen, selbst wenn diese längst notwendig wären.
    Lieber hält man sich aus allem heraus, weil man sich dem emotionalen und psychischen Stress nicht gewachsen fühlt. In der Regel waren vergangene Konfrontationen mit den ersten drei Krankheitstypen derart einschüchternd, dass man dies nicht mehr fühlen möchte. Zum Selbstschutz und aus Angst vor Abweichung passen sich konformistische Bürger und Angestellte an, um Konflikten oder Isolation zu entgehen. Ihre Kritik oder Innovation werden dadurch gehemmt.
  • Unterdrückung von Individualität: Diese Haltung führt zu einer kollektiven Passivität, die Machtmissbrauch erleichtert.
  • Kognitive Dissonanz: Menschen rechtfertigen widersprüchliches Verhalten oder Überzeugungen, um Spannungen zu vermeiden.

Die sozialen Folgen:

  • Diese Krankheitsbilder fördern eine passive Masse, die Machtstrukturen selten infrage stellt. Gleichzeitig erhöhen sie den Druck auf Einzelne, sich anzupassen, und verhindern kollektiven Widerstand oder Veränderung.
  • Erhalt dysfunktionaler Systeme: Die daraus resultierende Tendenz zur Anpassung unterstützt autoritäre oder ausbeuterische Strukturen, da Widerstand fehlt.
  • Verlust von Kreativität und Fortschritt: Gesellschaftlicher Wandel wird behindert, da alternative Perspektiven und Innovationen nicht umgesetzt werden.
  • Verstärkte Machtungleichheit: Konformität und Normopathie stützen die Position der narzisstischen, psychopathischen oder soziopathischen Führungskräfte, da sie deren Handlungen nicht oder zumindest nicht öffentlich infrage stellen.


Das Joch der Freiheit im Liberalismus

Freiheit als Zwang zur Anpassung:
Der Liberalismus fordert von Individuen, ihre „Freiheit“ aktiv zu nutzen, um Erfolg und Selbstverwirklichung zu erreichen. Dies führt zu einer Anpassung an die Regeln des Marktes und gesellschaftlicher Erwartungen (Normopathie, Konformismus).
Resultat: Freiheit wird zur Pflicht, und Abweichung zur Last. Wer scheitert, oder gegen den Strom schwimmt wird stigmatisiert.

Freiheit als Machtkonzentration:
In Wirtschaft und Politik wird die „Freiheit des Wettbewerbs“ von narzisstischen, psychopathischen und soziopathischen Akteuren genutzt, um Macht und Ressourcen zu monopolisieren.
Das Resultat: Die Freiheit der Mehrheit wird beschnitten, da wenige Eliten den Diskurs und die Lebensbedingungen kontrollieren.

Selbsttäuschung durch kognitive Dissonanz:
Angesichts der wachsenden Unfreiheit rechtfertigen Bürger das System, um innere Spannungen zu vermeiden.
Resultat: Menschen akzeptieren Ausbeutung und Ungleichheit, da sie sich selbst die Illusion von Freiheit bewahren wollen.


Das Ende der Freiheit
Im Liberalismus führt die Ideologie der Freiheit zur Überforderung und schließlich zur Selbstaufhebung:

In der Gesellschaft:
Zunehmende Anpassung und Unterwerfung unter Markt- und Machtlogiken entleeren den Freiheitsbegriff. Wahre Freiheit wird unzugänglich, da soziale und wirtschaftliche Zwänge dominieren.
Im Individuum: Das Streben nach Freiheit wird zur Last, bis das Individuum sich entweder vollständig anpasst (mittels Normopathie, Konformismus) oder resigniert.

Am Ende bleibt ein System, das Freiheit nur als Mythos bewahrt, während es real in ein Netz aus Zwängen, Ungleichheit und sozialer Kontrolle mündet – die letzte Konsequenz einer Ideologie, die sich selbst ad absurdum führt.

Fazit:

Die gegensätzlichen Aspekte dieser psychischen Erkrankungen begünstigen sich gegenseitig und greifen perfekt ineinander. Es entsteht ein nie enden wollender Kreislauf, der möglicherweise der wahre Auslöser für den Untergang diverser Hochkulturen war.

Auch wenn ich mit Erschrecken an mir selbst beobachten konnte, wie stark die kognitive Dissonanz es mir in der Vergangenheit ermöglicht hat, gewisse Missstände und Probleme im Arbeitsumfeld zu ignorieren, glaube ich dennoch, wir sollten noch etwas Geduld haben. Es gibt grund zur Hoffnung!
Denn jeder Organismus besitzt Selbstheilungskräfte; dies gilt ebenso für Gesellschaften und Unternehmensstrukturen.
Irgendwann kommt zwangsläufig der Punkt, an dem es nicht mehr so weitergeht. Entweder wird mit Fieber die Krankheit geheilt, oder es wächst ein Tumor, der den Organismus zerstört. In beiden Fällen entsteht Raum für ein neues, gesundes Wachstum.

Die Dynamiken, die wir bereits beobachten können, führen zu einer zunehmenden gesellschaftlichen Entfremdung. Führungsebenen agieren selbstherrlich und rücksichtslos, während die Masse sich immer stärker angepasst fühlt. In Extremfällen entstehen autoritäre Systeme oder instabile Gesellschaften, die letztlich scheitern, weil weder Führung noch Bevölkerung resilient oder flexibel genug sind, um Krisen zu bewältigen.

Bewerte ich die Zeitqualität, so kommt mir unweigerlich der Begriff „spätrömische Zustände“ in den Sinn. Aber was macht man nun mit diesen mehr oder weniger kranken Individuen? Separieren?
Alle in Therapie schicken? Abwarten? Weiter zusehen? Es ist jedenfalls schwer auszuhalten.

Letztlich würde es unserer Gesellschaft guttun, wenn wir ganz genau überprüfen würden, wer welche Position oder welches Amt bekleidet.

Ich sehe beispielsweise einen Psychopathen eher in der Funktion eines Intensivchirurgen, der frei von emotionaler Last einen optimalen Dienst am Patienten (bzw. der Gesellschaft) leistet, anstatt diese nach seinen Ansichten und Werten zu (ver)formen.