Die Neuro-Linguistische Programmierung (NLP) bietet eine Technik, mit der man anhand von Augenbewegungsmustern erkennen kann, welche mentalen Prozesse bei deinem Gegenüber ablaufen. Dies wird oft als „Eye Accessing Cues“ bezeichnet. Laut NLP können Augenbewegungen Hinweise darauf geben, ob eine Person gerade visuelle, auditive, kinästhetische oder sprachlich-analytische Informationen verarbeitet. Die grundlegenden Muster sind:
- Rechts oben (aus Sicht der Person): Visuell konstruiert (z. B. etwas vorstellen, das es noch nicht gibt).
- Links oben: Visuell erinnert (z. B. sich an etwas erinnern, das man gesehen hat).
- Rechts zur Seite: Auditiv konstruiert (z. B. einen neuen Klang oder Dialog vorstellen).
- Links zur Seite: Auditiv erinnert (z. B. sich an ein Geräusch oder Gespräch erinnern).
- Rechts unten: Kinästhetisch (z. B. Gefühle oder taktile Empfindungen).
- Links unten: Internes Dialogisieren (z. B. Selbstgespräche, innere Logik).
- Mittig: Visuell defokussiert (Augen geradeaus).
Hinweis
Die Gültigkeit der NLP-Augenbewegungsmuster wird von der wissenschaftlichen Psychologie oft kritisch gesehen, da Studien keine konsistente Verbindung zwischen Augenbewegungen und spezifischen mentalen Prozessen gefunden haben.
Rechts- oder Linkshänder?
Wenn man die Person kennt, an der man seine Beobachtungen trainiert, kann es hilfreich sein, darauf zu achten, welche Hand dominant ist. Dies erleichtert die Analyse der Augenbewegungsmuster bei anderen. Generell dauert es eine Weile, bis man diese Methode zuverlässig beherrscht und messbare Ergebnisse erzielt.
Laut NLP spielt es eine Rolle, ob die Zielperson Rechts- oder Linkshänder ist. Man geht davon aus, dass bei Rechtshändern die linke Gehirnhälfte (Hemisphäre) dominant ist, bei Linkshändern ist dies umgekehrt – hier ist die rechte Gehirnhälfte dominant. Dies spiegelt sich im Augenbewegungsmuster (Englisch: eye movement) wieder:
- Rechtshänder: Die standardmäßig beschriebenen Muster (z. B. visuell erinnert links oben, visuell konstruiert rechts oben usw.) sollen eher auf Rechtshänder zutreffen.
- Linkshänder: Bei Linkshändern können diese Muster gespiegelt sein, da bei ihnen oft die andere Hemisphäre dominiert.
Allerdings gilt dies nicht universell, und individuelle Variationen sind durchaus möglich. Für eine genaue Interpretation solltest du das Muster bzw. die Person individuell beobachten, statt nur auf die Händigkeit zu achten. Es ist auch hilfreich, gezielt Überprüfungsfragen zu stellen, bei denen du die Antwort idealerweise kennst. Vielleicht bist du ja schon einmal einem Menschen begegnet, der gerne Geschichten erzählt und diese im idealfall in Echtzeit konstruiert – bei solchen Charakteren, die wir in diesem Bedarfsfall jetzt mal „Laberer“ nennen, kann man das sehr schön beobachten.
Die dominante Hemisphäre
Beide Gehirnhälften, oder Hemisphären, werden in populärwissenschaftlichen Beschreibungen oft bestimmt Eigenschaften zugeschrieben, oder als „weiblich“ und „emotional“ bzw. „männlich“ und „rational“ bezeichnet. Diese Beschreibungen sind vereinfachte Stereotype und entsprechen nicht vollständig der Realität. Dennoch hier eine kurze Übersicht der klassischen Zuordnungen:
Linke Hemisphäre:
- Logik
- Sprache
- Analytisches Denken
- Rationalität
- Oft als „männliche“ Gehirnhälfte beschrieben
- Rationales Verhalten: basiert auf Logik und objektiver Analyse
- Steuerung der rechten Körperseite
Rechte Hemisphäre:
- Kreativität
- Intuition
- Räumliches Denken
- Emotionalität
- Oft als „weiblich“ oder emotional beschrieben
- Steuerung der linken Körperseite
Persönlichkeiten mit narzisstischen oder psychopathischen Zügen werden häufig als rational, strategisch und manipulierend beschrieben; dies lässt auf eine dominante linke Hemisphäre schließen. Beide Typen zeigen deutliche Defizite in der Verarbeitung von Gefühlen. Der Soziopath hingegen bildet hier die Ausnahme: Soziopathen verarbeiten eigene Gefühle durchaus intensiv, ihre Gleichgültigkeit gegenüber anderen ist aber nicht primär einer Gehirnhälfte, sondern einer Dysfunktion in der Verarbeitung sozialer Informationen geschuldet.
Narzissten (linke Hemisphäre)
Eigenschaften:
- Mangel an Empathie: Narzissten zeigen oft emotionale Kälte und ein begrenztes Einfühlungsvermögen. Sie wirken auf andere rational und analytisch, sind jedoch primär auf ihre eigenen Bedürfnisse und Ziele fokussiert.
- Strategische Planung: Sie sind geschickt darin, sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen und ihre Umwelt zu manipulieren. Ihre Fähigkeit, sprachliche Präzision und analytisches Denken einzusetzen, wird durch die dominante linke Hemisphäre unterstützt.
- Impulskontrolle: Narzissten können kontrolliert und methodisch vorgehen, wenn es ihren eigenen Interessen dient. Ihre Entscheidungen basieren häufig auf rationaler Analyse, während emotionale Aspekte vernachlässigt werden.
Psychopathen (linke Hemisphäre)
Eigenschaften:
- Mangel an Empathie: Psychopathen wirken distanziert, berechnend und emotional kalt. Ihre rationalen und analytischen Fähigkeiten, die durch die linke Hemisphäre dominiert werden, ermöglichen ihnen, ihre Ziele ohne Rücksicht auf andere zu verfolgen.
- Strategische Planung: Im Gegensatz zu Soziopathen agieren Psychopathen methodisch und mit hoher Impulskontrolle. Ihre Handlungen sind oft langfristig geplant und basieren auf rationaler Analyse.
- Impulskontrolle: Sie verfügen über eine ausgeprägte Fähigkeit, ihre Emotionen und Impulse zu unterdrücken, um ihre Ziele zu erreichen. Diese Kontrolle wird durch kognitive Prozesse im präfrontalen Cortex unterstützt, die stärker der linken Hemisphäre zugeordnet werden.
Soziopathen (rechte Hemisphäre)
Ihr Verhalten ist impulsiver als methodisch.
Dominierende Gehirnregion: Limbische Strukturen (Amygdala, Hypothalamus) in Verbindung mit dem präfrontalen Cortex. Keine klare Hemisphärendominanz, aber möglicherweise stärkere emotionale Verarbeitung durch intakte rechte Hemisphäre in Bezug auf eigene Gefühle.
Eigenschaften:
- Verarbeitung eigener Gefühle: Soziopathen können ihre eigenen Emotionen bewusst wahrnehmen und nutzen. Diese Fähigkeit ermöglicht es ihnen, impulsiv zu handeln, wenn ihre eigenen Interessen oder Bedürfnisse betroffen sind.
- Mangel an Empathie für andere: Sie zeigen wenig bis keine Rücksicht auf die Gefühle anderer, da ihre soziale Empathie und ihre Fähigkeit zur Perspektivübernahme beeinträchtigt sind.
- Impulsives Verhalten: Ihre Handlungen werden oft durch spontane emotionale Impulse gesteuert, was auf eine geringere Regulation durch den präfrontalen Cortex hinweist.
Zusammenfassung:
- Psychopathen: Linke Hemisphäre, kontrolliert, strategisch und emotional kalt.
- Narzissten: Linke Hemisphäre, fokussiert auf Rationalität und Selbstzentrierung.
- Soziopathen: Rechte Hemisphäre, impulsiv und emotional reaktiv.
Neurowissenschaftliche Perspektive
Die beschriebenen neurobiologischen Merkmale lassen sich wie folgt den drei dissozialen Störungen zuordnen:
Reduzierte Aktivität in der Amygdala:
- Psychopathen: Psychopathen zeigen typischerweise eine reduzierte Aktivität in der Amygdala, was mit ihrem Mangel an Empathie, Furcht und Reue korreliert.
- Soziopathen: Auch bei Soziopathen kann eine reduzierte Aktivität in der Amygdala vorkommen, jedoch meist weniger stark ausgeprägt als bei Psychopathen. Sie haben oft ein geringeres Maß an Empathie, wobei ihre emotionale Dysregulation stärker von ihrem Umfeld beeinflusst ist.
Frontaler Cortex:
- Psychopathen: Abnormale Aktivitätsmuster im präfrontalen Cortex sind typisch für Psychopathen, was ihre strategische, geplante und emotionslose Vorgehensweise erklärt. Dies bedeutet jedoch nicht, dass sie rationaler sind, sondern dass ihre Fähigkeit zur Impulskontrolle bei bestimmten Zielen besonders ausgeprägt ist.
- Soziopathen: Soziopathen können ebenfalls Auffälligkeiten im präfrontalen Cortex zeigen, was oft zu einer schlechten Impulskontrolle führt. Ihre Handlungen sind jedoch eher reaktiv und unberechenbar im Vergleich zu den geplanten Strategien von Psychopathen.
Dysbalance, nicht Dominanz:
- Psychopathen: Die Dysbalance zwischen emotionaler und kognitiver Verarbeitung ist besonders typisch für Psychopathen. Sie sind oft in der Lage, rationale Entscheidungen zu treffen, ohne dass emotionale Aspekte eine Rolle spielen. Diese Dysbalance führt dazu, dass sie emotionslose und manipulative Entscheidungen treffen.
- Narzisstische Persönlichkeitsstörung: Bei Narzissten könnte ebenfalls eine Dysbalance vorliegen, allerdings betrifft diese weniger die Amygdala, sondern eher die Fähigkeit zur Empathie. Ihre kognitive Verarbeitung ist stärker auf Selbstbild und Selbsterhöhung fokussiert, nicht unbedingt auf strategische Manipulation wie bei Psychopathen.
- Soziopathen: Auch Soziopathen weisen eine gewisse Dysbalance auf, die meist durch emotionale Instabilität und erhöhte Reizbarkeit gekennzeichnet ist, was von einer schlechteren Kontrolle der emotionalen und kognitiven Prozesse zeugt.
Zusammenfassend:
- Psychopathen: Alle genannten neurobiologischen Merkmale treffen auf Psychopathen zu (reduzierte Amygdala-Aktivität, abnormale präfrontale Cortex-Aktivität, Dysbalance in emotionaler und kognitiver Verarbeitung).
- Soziopathen: Sie zeigen auch reduzierte Amygdala-Aktivität und eine gewisse Dysbalance, sind aber weniger strategisch und impulsiver.
- Narzissmus: Die Dysbalance bezieht sich hier eher auf die Überbetonung des eigenen Selbst, wobei Amygdala und präfrontaler Cortex nicht zwingend dieselbe Auffälligkeit aufweisen wie bei Psychopathen oder Soziopathen.
Keine genaue Wissenschaft
Das vermeintlich „massiv rationale“ Denken ist weniger ein Zeichen überlegener kognitiver Fähigkeiten, sondern eine Kombination aus emotionaler Kälte, strategischem Denken und fehlender Empathie.
Auch wenn wissenschaftlich nicht belegt ist, dass eine dieser Störungen mit einer stärkeren Dominanz der linken Gehirnhälfte einhergeht, können sich solche Rückschlüsse anhand von NLP-Augenbewegungsmustern ableiten lassen. Zwar ist die Analyse der Augenbewegungsmuster keine exakte Wissenschaft, doch ich möchte betonen, wie hoch die Trefferquote dieses Modells aus meiner persönlichen Erfahrung ist.
Wen versuchst du zu lesen
Es ist also wichtig, bevor du beginnst, dich im Lesen der NLP-Augenbewegungsmuster zu üben, dass dir bewusst ist, dass nicht alle psychologischen Typen gleich funktionieren.
Ich beobachte, dass Menschen mit dissozialen Persönlichkeitsstörungen häufig blinzeln oder komplett defokussiert sind (Augen geradeaus). Sie starren dich an, ohne die Augen zu bewegen, und blinzeln so gut wie gar nicht. Die spezifischen Verhaltensmuster bei Menschen mit dissozialen Persönlichkeitsstörungen (Psychopathen oder Soziopathen) zeigen Gemeinsamkeiten in der Augenbewegung oder dem Blinzeln und könnten mit den neurobiologischen und psychologischen Besonderheiten dieser Persönlichkeiten zusammenhängen:
- Vermehrtes Blinzeln
- Überkompensation: Häufiges Blinzeln könnte darauf hindeuten, dass die Person innerlich angespannt ist oder versucht, ein bestimmtes Verhalten bewusst zu steuern. Diese „Überkompensation“ könnte ein Teil ihrer Manipulationsstrategien sein.
- Stress oder kognitive Dissonanz: Selbst bei Menschen mit reduzierter Empathie kann der Versuch, eine Fassade aufrechtzuerhalten oder zu lügen, kognitive Anstrengung erfordern, was sich in häufigem Blinzeln äußern kann.
- Kaum Blinzeln / Starrer Blick
- Defokussierung und Dissoziation: Ein starrer Blick ohne Blinzeln könnte ein Ausdruck von emotionaler Dissoziation sein. Menschen mit dissozialen Störungen neigen oft dazu, wenig emotionale Tiefe in sozialen Interaktionen zu zeigen und könnten daher eher „mechanisch“ wirken.
- Bewusste Kontrolle: Manche Psychopathen und Soziopathen könnten den starren Blick absichtlich einsetzen, um Dominanz auszuüben oder Macht zu demonstrieren. Ein solcher Blick kann einschüchternd wirken und ist möglicherweise ein bewusst eingesetztes Mittel zur Manipulation.
- Neurobiologische Basis: Studien zeigen, dass bei Menschen mit dissozialen Störungen die Amygdala und der präfrontale Cortex (zuständig für emotionale Verarbeitung und Kontrolle) oft anders funktionieren. Dies könnte erklären, warum sie in Stresssituationen keine typische Augenbewegung oder Blinzelmuster zeigen.
- Mischung aus beiden
- Der Wechsel zwischen häufigem Blinzeln und starrem Blick könnte ein Hinweis darauf sein, dass die Person versucht, ihre Reaktionen zu kontrollieren, aber in bestimmten Momenten ihre natürliche Tendenz (z. B. emotionale Distanz oder inneren Stress) nicht unterdrücken kann.
Fazit
Das Lesen der NLP-Augenbewegungsmuster ist keine exakte Wissenschaft. Bei täglicher Übung erzielt man jedoch nach einiger Zeit jedoch eine erstaunlich hohe Trefferquote. Es ist absolut notwendig die paramter dissoziativer persönlichkeitsstörungen zu beachten, will man Betroffene erfolgreich lesen.
In der heutigen Zeit machen sich die meisten Menschen leider kaum bewusst, mit wem sie gerade konfrontiert sind. In der Regel beurteilt man rational, ob das Gegenüber lügt, ohne zu bedenken, dass man es möglicherweise mit einer Person mit dissozialer Persönlichkeitsstörung zu tun haben könnte. Dass diese Persönlichkeitstypen überhaupt keine Probleme damit haben, dich oder die Gesellschaft zu belügen, beobachten wir ja tagtäglich in der Realität, wenn Unternehmen Standort Y schließen und X Beschäftigte wieder dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stellen. Es ist in der Regel so gut wie niemandem bewusst, dass der Manager überhaupt nicht fähig ist, das emotionale Leid zu verarbeiten, das er verursacht.
Historische Entwicklung
Leider gab es historische Entwicklungen, die das Ziel hatten, ganze Generationen emotional umzuerziehen, indem die emotionale Seite, die von der rechten Gehirnhälfte gesteuert wird, unterdrückt wurde:
Die erzwungene Umerziehung von Linkshändern zur Rechtshändigkeit war in vielen Kulturen und Gesellschaften weit verbreitet. In Deutschland war diese Praxis besonders in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts üblich. Kinder, wie zum Beispiel meine Großmutter, wurden in der Schule gezwungen, die rechte Hand zu benutzen, wobei Methoden wie das Festbinden der linken Hand oder körperliche Bestrafungen mit dem Rohrstock angewendet wurden. Diese Maßnahmen basierten auf kulturellen und sozialen Normen, die die rechte Hand als „richtig“ und die linke als „falsch“ oder sogar „böse“ betrachteten. Es lässt sich daraus schließen, dass die emotionale Seite als etwas Böses eingestuft wurde. Erst in den 1970er und 1980er Jahren begann ein Umdenken, und die Umerziehung von Linkshändern wurde zunehmend als schädlich erkannt und schließlich weitgehend aufgegeben.
Der systematische Zwang zur Rechtshändigkeit der Bevölkerung vor 80–100 Jahren könnte dazu beigetragen haben, kognitive Muster zu fördern, die mit rationalem und analytischem Denken assoziiert werden. Da die rechte Hand primär von der linken Gehirnhälfte gesteuert wird, die traditionell mit Logik und Struktur verbunden ist, könnte dieser Eingriff bewusst dazu gedient haben, emotionale und intuitive Denkprozesse zu unterdrücken, ebenso wie das Entstehen eines emotional begründeten Moral- und Unrechtsbewusstseins. Dies hat das gesellschaftliche Denken in Richtung rational-materialistischer Werte geprägt und gleichzeitig den Zugang zu moralischen, intuitiven und möglicherweise feinstofflichen Wahrnehmungen stark eingeschränkt. Diese erzwungene Entwicklung entsprach den wirtschaftlichen und industriellen Interessen der damaligen Zeit und spiegelt die materialistische Grobstofflichkeit unserer heutigen Welt wider.
In dieser rational-materialistischen Welt vertrauen wir viel zu wenig auf unsere emotionale Empathie. Da wir uns bereits in einer Zeitenwende befinden, sollte das Ziel für die bessere Gesellschaft von morgen sein, vom rein rational-materialistischen Denken abzurücken und uns stärker auf ein empathisches und liebevolles Miteinander zu konzentrieren. Letztlich entscheiden wir, wohin die Reise geht.